Waldgutachten

Fachgespräch im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft:
"Waldumbau zur Anpassung von Wäldern und Waldwirtschaft an den Klimawandel"



"Nichts-Tun ist keine Option!"

Das Waldgutachten des wissenschaftlichen Beirats für Waldpolitik (WBW) gibt konkrete Handlungsempfehlungen zum Erhalt des Ökosystems Wald durch aktiven Waldumbau zur Klimaresilienz.

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„Die Veränderungen werden so massiv und so rasch passieren, dass wir es nicht für verant- wortbar halten, hier auf die natürliche Anpassungsfähigkeit der Wälder zu vertrauen“.
Prof. Dr. Jürgen Bauhus, Vorsitzender des WBW 


Das Thema dieses Fachgesprächs war das Gutachten „Waldumbau zur Anpassung von Wäldern und Waldwirtschaft an den Kliamwandel“. Dieses sog. Waldgutachen hatte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner 2020 beim wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik (WBW)* in Auftrag gegeben und im November 2021 in Empfang genommen.

 

Wir als Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft hatten am 4. Juli 2022 sechs Sachverständige zu einem Fachgespräch zur Auswertung des Gutachtens eingeladen;

·     Prof. Dr. Jürgen Bauhus, Vorsitzender des WBW (Bild oben 2.v.li.)

·     Prof. Dr. Christian Ammer, Lehrstuhl für Waldbau und Waldökologie an der Georg-August-Universität Göttingen (per Video              zugeschaltet)

·     Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF), (2.v.re.)

·     Max Frhr. von Elverfeldt, Vorsitzender Familienbetriebe Land und Forst auf Bundes- und EU-Ebene (re)

·     Hans von der Goltz, Bundesvorsitzender der AG Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW) (li.)

·     Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (2.v.li.)


Vorstellung des Gutachtens

Eindringliche Worte: „Ich möchte mir nicht vorstellen müssen…“

Bei seiner Vorstellung des Gutachtens fand Prof. Bauhus sehr eindringliche Worte zu den bereits jetzt bekannten Auswirkungen des Klimawandels: Die Extremjahre, die wir 2018-2020 erlebt haben, ragen in der letzten 30jährigen Periode als Extreme heraus. In der 30-Jahre-Periode 2046-2075 werden sie das normal sein und im Mittelfeld der Normalverteilung der Sommertemperaturen liegen, d.h.: wir werden die heutigen Extremjahre regelmäßig haben und es wird Ausschläge nach oben geben. „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht“, so Bauhus, „aber ich möchte mir die Extremjahre in dieser neuen Normalverteilung nicht vorstellen müssen, wenn wir sehen, wie schwer unsere Wälder jetzt schon mit dieser Situation fertig geworden sind“.

 

„Toxische Situation“

Die steigenden Temperaturen bringen als Sekundärwirkung Extremwetterereignisse mit sich, die zu den beobachteten Störungen in unseren Wäldern führen, die Bauhus „toxische Situationen“ nannte: die Interaktion von Windwurf, Borkenkäfer und Trockenstress.

 

Konfliktträchtige Ansprüche an den Wald

Während die Klimaentwicklung zur Abnahme der Funktionsfähigkeit der Wälder führt, wachsen die Ansprüche der Gesellschaft an den Wald stetig: Waldwirtschaft, Holzverarbeitung, Bioökonomie. Naturschutz, Bodenschutz, Gewässerschutz, Gesundheitsvorsorge, Erholung und Tourismus. Diese Ansprüche auszutarieren und mit dem Ziel zu verbinden, das Ökosystem Wald zu erhalten, ist Aufgabe der Waldpolitik.

 

Aktiver Waldumbau - Nichts Tun ist keine Option

Es geht also bei diesem Gutachten um nichts weniger als um den Erhalt des Ökosystems Wald. Dazu definiert das Gutachten konkrete Handlungsempfehlungen. Ganz klar ist die Feststellung, dass heute begonnen werden muss, die Wälder auf die neue klimatische Situation in Deutschland umzustellen, wenn wir Wald in Deutschland erhalten möchten. Und dieser Umbau muss aktiv sein. Das Gutachten spricht sich ganz klar für den aktiven Aufbau klimaresilienter Wälder aus. Stilllegungen sind keine Option.

Dazu führte Bauhus unmissverständlich aus: 
„Die Veränderungen werden so massiv und so rasch passieren, dass wir es nicht für verantwortbar halten, hier auf die natürliche Anpassungsfähigkeit der Wälder zu vertrauen“.

 

Ziel der Unionspolitik

Die Politik muss die Rahmenbedingungen schaffen, damit die Forstbetriebe sowohl den Umbau ihres Waldes als auch die nachhaltige Bewirtschaftung leisten können. Die Honorierung der Ökosystemleistung wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Denn nicht nur die Aufforstung mit Baumarten, deren Mischung den Wald erst klimastabil macht, ist eine Investition in die Zukunft, die von wirtschaftlichen Einbußen für die Waldbauern und Waldbäuerinnen begleitet ist. Die Wachstumsphase selbst muss intensiv begleitet werden. Es ist nicht damit getan, möglichst vielfältige Baumartenmischungen in die Fläche zu bringen. Der regulierende forstliche Eingriff in den verschiedenen Perioden der Wachstumsphasen ist entscheidend, um die Mischung herauszupflegen, von der man sich die höchste Wirksamkeit für den Aufbau eines klimastabilen Waldes verspricht. Diese Vorleistungen in das Ökosystem Wald müssen honoriert werden.

 

Nutzungseinschränkungen und Stilllegungen von Wäldern, das Lieblingskind der Grünen, kann Minister Özdemir für den Staatsforst vornehmen. Für die privaten Forstbetriebe, für den Umbau zu klimaresilienten, stabilen Wäldern sind sie keine Option. Auf Flächen, die nicht bewirtschaftet werden, ist weder der Waldumbau noch die Produktion des nachwachsenden Rohstoffs Holz möglich.

 

Wir sehen uns von dem Wald-Gutachten in unserer Strategie des aktiven Waldumbaus und der Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes bestätigt.


* WBW
De
r Wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik (WBW) berät und unterstützt die Bundesregierung bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder. Der Beirat ist mit Vertretern verschiedener wissenschaftlicher Fachdisziplinen besetzt, die die gesellschaftlichen Anforderungen an den Wald widerspiegeln. Der Beirat prüft die Ziele und Grundsätze der nationalen und internationalen Waldpolitik. Er unterbreitet Vorschläge für die Weiterentwicklung der waldpolitischen Rahmenbedingungen und der Instrumente zur Umsetzung der Waldstrategie 2020 der Bundesregierung. Darüber hinaus bemüht er sich um einen Ausgleich zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Ansprüchen an den Wald und fördert den wissenschaftlichen Diskurs über eine nachhaltige, multifunktionale Bewirtschaftung der Wälder. (Quelle: BMEL)

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